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Zur Geschichte

Direkt vor den Mauern der Jerusalemer Altstadt, gegenüber dem Neuen Tor, steht das „Hôpital Français Saint-Louis“ (Französisches Krankenhaus St. Louis, oft auch kurz „French Hospital“ genannt). Die Geschichte dieses Hauses geht zurück auf die Mitte des 19. Jahrhunderts, als der in Frankreich entstandene, sich vor allem der Krankenpflege widmende Orden der „Schwestern des Hl. Joseph der Erscheinung“ in Jerusalem sein Wirken begann. Zunächst betrieben die Josephsschwestern innerhalb der Stadtmauern ein Krankenhaus, das aber mit seinen wenigen Zimmern kaum genügend Platz bot und nur unzureichend ausgestattet war. Der junge Graf Marie Paul Amédée de Piellat (1852-1925) war während seiner ersten Pilgerreise ins Heilige Land 1874 auf diese Situation aufmerksam geworden und erwarb wenig später ein Grundstück im Nordwesten der Stadt, um dort ein neues Krankenhaus errichten zu lassen. Im Jahre 1879 erfolgte die Grundsteinlegung. De Piellat finanzierte den Bau teils aus eigenen Mitteln und führte die Freskomalereien in der Hauskapelle und im ersten Obergeschoss selbst aus. Später trug er auch für den Unterhalt der Einrichtung Sorge. Die Josephsschwestern konnten ihre Arbeit im neuen Krankenhaus St. Louis 1881 aufnehmen, während die Bauarbeiten noch einige Jahre fortgesetzt und schließlich im Jahre 1896 zum Abschluss gebracht wurden.

Das Krankenhaus gehörte zu den ersten Einrichtungen außerhalb der Stadtmauern. Um die Anbindung des neuen Stadtteils an die Altstadt zu erleichtern, wurde 1889 das Neue Tor eingerichtet. St. Louis verfügte als modernes Allgemeinkrankenhaus über 120 Betten, einen Operationssaal mit der erforderlichen medizinischen Ausrüstung und sollte vornehmlich den französischen Pilgergruppen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus stand das Haus aber auch der einheimischen Bevölkerung offen, ungeachtet der Religionszugehörigkeit.

Während der britischen Mandatszeit konnten die Josephsschwestern ihrer Arbeit im Wesentlichen wie zuvor nachgehen, als Jerusalem aber nach dem ersten arabisch-israelischen Krieg (1948-1949) geteilt wurde, veränderten sich die Dinge grundlegend. St. Louis befand sich nun auf der israelischen Seite, nur wenige Meter entfernt von der Grenze zum jordanischen Ostteil der Stadt. Für die überwiegend arabische Bevölkerung von Ostjerusalem und der Altstadt war das Krankenhaus nicht mehr erreichbar, weshalb die Schwestern dort ein neues Allgemeinkrankenhaus (St. Joseph) bauen ließen. St. Louis hingegen konnte in das im Aufbau begriffene israelische Gesundheitssystem integriert werden und übernahm ab 1951 die Behandlung und Pflege von Krebspatienten. Mit der Zeit entstanden an anderen Orten modernere onkologische Abteilungen, während St. Louis sich immer stärker auf die Palliativmedizin verlegte und lange Zeit die einzige Einrichtung in Jerusalem mit diesem Schwerpunkt war. 

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St. Louis heute

Das Französische Krankenhaus St. Louis ist heute ein Hospiz und Pflegeheim, das „Krankenhaus“ findet sich nur noch im Namen wieder. Es versorgt mit seinen 50 Betten hauptsächlich Menschen am Ende ihres Lebens. Etwa ein Drittel davon sind Krebs- oder AIDS-Patienten, deren fortgeschrittene Erkrankung auf keine Therapie mehr anspricht. Sie erhalten hier palliative Behandlung und Pflege, d. h. es geht in erster Linie darum, durch Schmerzkontrolle und unter Beachtung von sozialen und psychischen Faktoren die Lebensqualität zu wahren, statt mit mühsamen und aussichtslosen Behandlungen die Lebenslänge auszudehnen zu wollen. Außerdem werden in St. Louis chronisch Kranke und Schwerstpflegefälle wie Koma- und Schlaganfall-Patienten versorgt. Eine dritte Gruppe bilden geriatrische Patienten, die ebenfalls tägliche Betreuung benötigen.

Das Krankenhaus steht allen Bevölkerungsgruppen offen, unter den Patienten sind Juden, Christen und Muslime. Dies gilt auch für das Team der 60 Angestellten. Spirituelle und praktische Bedürfnisse der Patienten, die sich aus ihren jeweiligen Traditionen ergeben, finden im Alltag Beachtung. So verfügt St. Louis beispielsweise über ein Zertifikat für koschere Küche, womit den jüdischen (und muslimischen) Speisegesetzen entsprochen wird.

Einsatz für Frieden und Versöhnung

Jerusalem bildet in vielerlei Hinsicht den Brennpunkt des Nahostkonflikts. Gegensätzliche Interessen und Überzeugungen stoßen hier unmittelbar und besonders hart aneinander. Zwischen dem jüdischen Westteil und dem arabischen Ostteil der Stadt liegt das Französische Krankenhaus St. Louis, wo Menschen beider Seiten gepflegt werden oder als Kollegen zusammenarbeiten. Alltag in St. Louis: Die Belegungssituation bringt einen jüdischen, christlichen und muslimischen Patienten in einem Krankenzimmer zusammen, der Schichtplan lässt den palästinensischen Pfleger aus einem Dorf bei Jerusalem einen ehemaligen Kibbutz-Bewohner, die aus Russland eingewanderte jüdische Krankenschwester eine katholische Ordensschwester pflegen. Angehörige begegnen sich, manch einer kommt ins Gespräch. Was verbindet, ist die Sorge und die Trauer um die Eltern oder Großeltern, die politischen und religiösen Trennlinien dagegen treten angesichts der Grenze von Leben und Tod in den Hintergrund.

So bleibt die Arbeit von St. Louis, die Begleitung der Sterbenden, nicht ohne Wirkung auf die Lebenden. Das Hospiz ist hier nicht nur ein Ort für Tod und Trauer, sondern auch ein Ort der Begegnung, der jedem immer wieder vor Augen hält, dass ein respektvoller Umgang miteinander trotz der spannungsreichen Lage möglich und notwendig ist. Im Hinblick auf dieses Engagement wurde 2007 der Direktorin Sr. Monika Düllmann SJA der „Berg-Zion-Preis für Versöhnung“ verliehen, den sie stelltvertretend für die Josephsschwestern und alle Angestellten des Krankenhauses entgegenommen hat. Im Jahre 2009 erhielt sie schließlich das das Bundesverdienstkreuz. 

Freiwilligendienst

Die Pflege der allermeisten Patienten im Französischen Krankenhaus St. Louis ist äußerst arbeitsintensiv. Dank der Hilfe von vielen Freiwilligen kann dem Einzelnen sehr viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, als es den festangestellten Krankenschwestern und Krankenpflegern allein möglich wäre.

Freiwillige aus aller Welt kommen nach St. Louis, um Auslandserfahrung zu sammeln und sich gleichzeitig sozial zu engagieren. Sie unterstützen das Personal des Krankenhauses bei der Pflege und Betreuung der Patienten. Erfahrungen oder eine Ausbildung im Pflegebereich sind willkommen, werden aber nicht vorausgesetzt. Die Arbeitszeit beträgt 36 Stunden pro Woche. Das Krankenhaus bietet den Volontären Unterkunft, Verpflegung und ein kleines Taschengeld.

In Deutschland gibt es etliche Organisationen, die Freiwillige (Volontäre) unterstützen und an verschiedene Einsatzorte, unter anderem auch nach Jerusalem ins Französische Krankenhaus, entsenden:

 

Sie können sich auch beim Krankenhaus direkt bewerben. Für weitere Fragen stehen auch wir Ihnen gerne zur Verfügung!  

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